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"Echt" mittelalterlich?Aufführungspraxis oder „Wie war das wohl im Mittelalter“?
Einige Worte zum leidigen Thema Authentizität: Wir versuchen unsere Instrumente, Lieder und Kostüme möglichst authentisch zu gestalten. Jedoch weiß eigentlich keiner so genau wie das eigentlich war vor einigen hundert Jahren. Wo es uns (oder euren Ohren) Vorteile bringt, gehen wir also einige Kompromisse ein. SpracheBei Auftritten reden wir etwas gestelzt, eben „mittelalterlich“, (wie es halt so üblich ist). Das dient aber eher der Stimmung, althochdeutsch können wir nicht, würde auch keine Sau verstehen... RepertoireUnser Repertoire setzt sich zu 95% aus Instrumental- und Gesangsstücken von 1100 bis 1600 zusammen. Neuere Sachen nehmen wir nur rein, wenn sie alt klingen und zu toll sind, als dass man sie nicht spielen wollte oder aus Spaß an der Freud, künstlerische Freiheit halt... InstrumenteWir werden tatsächlich immer mal wieder gefragt: "Stammen diese Instrumente tatsächlich noch aus dem Mittelalter?" Nein. Das tun sie natürlich nicht. Original erhaltene Instrumente die 500 Jahre überlebt haben, sollte man besser nicht auf einen Markt oder zu einem Rittermahl mitnehmen. Die sind im Museum viel besser aufgehoben als bei uns. Unsere Instrumente sind allesamt Nachbauten von erfahrenen Instrumentenbauern. Natürlich ist gerade da nicht mehr alles so wie damals, weil einige moderne Entwicklungen einfach praktischer sind und schöner klingen. Die Cister hat z.B. eine moderne Wirbelmechanik, um schneller stimmen zu können. Die Drehleier hat ein hochtechnisches Innenleben, um weniger Probleme mit der Intonation zu haben, aber ein historisches Wirbelsystem ist erhalten geblieben (funktioniert nämlich bestens). Und nur mit einer Trommel mit Plastik-Renaissance-Fell (natürlich im Natur-Look, übrigens als einziges Instrument selbstgebaut!) kann man notfalls bei einem Ritterturnier im strömenden Regen mit 2 cm Wasser auf dem Fell noch weitertrommeln. Das spritzt schön! Wenn möglich, halten wir diese Sachen aber versteckt. Aber auch sichtbare Teile können wir nicht immer ganz authentisch halten. Es ist halt immer eine Gratwanderung zwischen „sieht echt aus, ist aber unpraktisch und klingt Sch...“ oder „iss zwar nicht ganz authentisch aber guuuut!“ Da spielt auch rein, dass wir einen professionellen Anspruch an uns und unsere Musik haben. (siehe auch Instrumente) KostümeUnsere Kostüme sind alle selbstgenäht, wir haben uns dabei an Abbildungen aus Kostümbüchern oder historische Bilder angelehnt. Die Kostüme sind also nicht 1:1 abgekupfert sondern verschiedene Elemente einer Epoche sind kombiniert. Das fahrende Volk hatte sicherlich ein stilistisches Sammelsurium an Kleidungsstücken getragen, teils als Geschenk für einen schönen Abend, teils billig erstanden oder gar geklaut, ähh im Burggraben gefunden. Wir haben ausschließlich Naturfasern verwendet, wenn möglich Wolle oder Leinen, aber auch Baumwolle in „alten“ Webarten. Auch hier ist es wie bei den Instrumenten: wer´s häufig braucht, weiß gute Qualität zu schätzen. Dabei hat uns eine moderne Nähmaschine gute Dienste geleistet. |